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17.05.14 –
Die gebürtige Rastederin Morlin Schubert lebt seit dreieinhalb Jahren in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, hat ihren Bachelor in Theaterwissenschaften und Deutsch abgeschlossen und studiert im Aufbaustudium Lehramt Oberstufe. Sie ist Mitglied der Vänsterpartiet und war dort u.a. Feminismusbeauftragte im Vorstand ihres Lokalverbandes.
„Auch in Zeiten, in denen Gleichberechtigung und Feminismus in aller Munde sind, unterscheiden sich die Rollen, die Frauen in Politik und Arbeitswelt einnehmen, noch immer deutlich von denen der männlichen Kollegen“, sagte Susanne Miks, stellvertretende Ortsverbandssprecherin der Wiefelsteder GRÜNEN zur Begrüßung. Als aktuelle Beispiele führte sie den Fall der einzigen Frau im Vorstand der Dax-Firma Continental an, die zurücktreten musste, weil sich ihre männlichen Kollegen an ihrem Selbstbewusstsein störten. Auch Karl Lagerfeld unterstreiche mit seinem Ausspruch, er finde Verteidigungsministerin von der Leyen „sehr niedlich“, die noch immer bestehenden Unterschiede in Wahrnehmung und Struktur.
In ihrem Vortrag schlug Morlin Schubert einen Bogen durch die Geschichte und verschiedenen Richtungen des Feminismus von den Anfängen der Frauenbewegung bis heute, beschrieb die von Berit Ås bereits 1976 herausgearbeiteten Herrschaftstechniken wie „Unsichtbar machen“, „Doppelbestrafung“ und „Objektifizierung“ mit den entsprechenden Gegentechniken und endete mit internfeministischen Techniken als Tipps für die Praxis, die zum Beispiel in Sitzungen bei Parteien, Vereinen, Bürgerinitiativen angewendet werden können. Dazu gehört beispielsweise das Führen von Redelisten, ein wechselnder Vorsitz und wechselnde Protokollführung und – wo möglich – das Einhalten von Quoten.
Für Morlin Schubert, so führte sie aus, bedeute Feminismus, dass mensch ansieht, dass es in der Gesellschaft eine Geschlechtermachtordnung gibt und dass mensch das ändern will.
Frauen in Deutschland verdienen nach wie vor 22% weniger als Männer, in Schweden bekommt jede zweite Frau, die in diesem Jahr in Rente geht, nur die gesetzliche Mindestrente und ist damit akut von Altersarmut bedroht. „Aber auch in anderen Bereichen werden die immer noch bestehenden Unterschiede deutlich“, sagte Morlin Schubert. „So waren in den Familienfilmen, die 2006 – 2009 produziert wurden, 70% männliche Rollen zu finden und nur 30 % weibliche Rollen, das war das gleiche Verhältnis wie 1946. In der Geschichtsschreibung werden nach wie vor Frauen häufig vergessen. Und weltweit besitzen Frauen lediglich 1% allen Eigentums.“
In vielen Themen und Bereichen seien Männer die Norm und würden als Individuen betrachtet, während Frauen die Abweichung darstellten und als Repräsentantin ihrer Gruppe wahrgenommen würden. „Löst beispielsweise ein Junge eine Mathematikaufgabe falsch, ist er dumm, löst ein Mädchen eine Rechenaufgabe falsch, heißt es gleich: Mädchen können kein Mathe“, so Morlin Schubert.
Alle Anwesenden waren sich in der anschließenden Diskussion einig, dass Frauen zwar mittlerweile formal die gleichen Rechte wie Männer besitzen, es an der wirklichen Gleichstellung aber nach wie vor hapert. „Worauf es ankommt“, erläuterte Morlin Schubert, „ist, dass Männer Platz machen. Zugegeben: Das ist ein schmerzhafter Prozess. Aber es ist für den Weg in Richtung Gleichstellung unverzichtbar. Und es gilt: Alle – Männer und Frauen – müssen Strukturen sichtbar machen, damit sich etwas ändert.“
„Feminismus ist alles andere als nur Theorie, nach wie vor hochaktuell und muss bei sehr vielen Themen mitgedacht werden“, so Susanne Miks abschließend. „Und Feminismus ist ein Weg, neu zu sehen, wo Strukturen aufgebrochen und verändert werden können und müssen. Wir bleiben dran.“
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